Das Leugnen des Klimawandels und die sog. Todesstrafe-Forderung

Richard Parncutt
Oktober 2015, überarbeitet im September 2023
Weitere Informationen auf Englisch: link

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Inhaltsverzeichnis
Was passiert ist
Meine Frage, und warum ich sie gestellt habe
Was ich eigentlich gefordert habe
Was ich nicht gefordert habe
Nachwort
Auszüge aus E-Mails


Was passiert ist

Im Dezember 2012 entdeckten Leugner des Klimawandels (fortan "Klimaleugner")
in verschiedenen Ländern meinen Internettext mit dem irreführenden, unpassenden, als Frage formulierten Titel Death penalty for global warming deniers? In den nächsten Tagen habe ich den Text gelöscht und zurückgezogen. Indes wurde der Text in Google-Cache gefunden und gegen meinen Willen wieder ins Netz gestellt und mit meinen Wikipediaseiten verlinkt. Anscheinend wird er noch missverständlich benutzt.

Mir wurde vorgeworfen, ich würde die Todesstrafe befürworten. Eigentlich hatte ich mich mehrmals im Text als aktiven Gegner der Todesstrafe präsentiert. Ich unterstütze seit mittlerweile drei Jahrzehnten -- jährlich, großzügig, nachweislich -- die hervorragende Arbeit von Amnesty International. Ich wünsche mir, meine Kritiker:innen würden das Gleiche tun.

Ich habe die Todesstrafe thematisiert, um Aufmerksamkeit auf ein äußerst wichtiges und vernachlässigtes Thema zu lenken. Ich wollte klarstellen, dass es beim Klimawandel um Leben und Tod geht, und zwar für unzählige Millionen von Menschen. Dieser Zweck heiligte die kontroversen Mittel, denn jedes einzelne bewusste menschliche Leben ist unvergleichbar wertvoll, und zwar unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Alter usw. Der Wert eines menschlichen Lebens bildet die Grundlage unseres Wertesystems.

Wer sich damals über die Idee einer “Todesstrafe für Klimaleugner” aufregt hat, hat meine Botschaft über den Wert eines jeden Menschenlebens zumindest teilweise verstanden. Wer auf die Idee kam, dass jeder einzelne Mensch, der infolge des Klimawandels frühzeitig stirbt, den gleichen Wert hat, wie ein Klimaleugner, der im von mir geschilderten Schreckensszenario wegen seiner Äußerungen hingerichtet wird, hat noch mehr verstanden. Wir müssen dringend das Recht auf Leben von allen Menschen respektieren und systematisch schützen. Um das zu tun, müssen CO2-Emissionen schnell und überall gesenkt werden. Dass die Todesstrafe überall gestoppt werden muss, versteht sich von selbst.

Häufig wird der Wert eines Menschenlebens geringgeschätzt. Mehr als ein Jahrzehnt nach meiner kontroversen Schrift redet noch kaum ein:e Wissenschaftler:in oder Politiker:in über die tödlichen Auswirkungen des Klimawandels für unzählige Millionen von Menschen, obwohl es sich aus menschenrechtlicher Sicht vermutlich um die wichtigste Frage des 21. Jahrhunderts handelt. In der Wissenschaft sind Euphemismen wie “climate and health” noch üblich. Das englische Wort “death” wird systematisch vermieden; “mortality” wird bevorzugt, weil das Wort irgendwie wissenschaftlicher klingt.

Faktum war und ist, dass die einflussreichsten Klimaleugner der Welt mit ihrer angeblich freien Meinungsäußerungen indirekt den Tod von Millionen von zukünftigen Menschen verursachen, indem sie den Klimaschutz verhindern. Hier ist ein Beispiel aus dem Jahr 2023: Ein Großteil der Menschen, die in Libyen oder Jemen an Unterernährung oder aufgrund eines fehlenden Zugangs zu sauberem Trinkwasser und Hygienemaßnahmen frühzeitig starben, wurden indirekt durch die einflussreichen Klimaleugner der Vergangenheit getötet. Sie wurden nicht ermordet (die Klimaleugner wollten und wollen niemanden töten), sondern "nur" getötet (ihr Tod wurde durch die Handlungen der Klimaleugner indirekt verursacht). Das kann man wie folgt verstehen: Wenn in der Vergangenheit einflussreiche Klimaleugner den dringend notwendigen Fortschritt in Richtung Klimaschutz nicht verhindert hätten, wären heute viele Menschen in Libyen, Jemen und vielen anderen Ländern nicht frühzeitig gestorben, denn die Überschwemmungen in Libyen wurden durch den Klimawandel verstärkt und der Hungersnot in Jemen wurde zu einem großen Teil durch Dürre verursacht, die wiederum zu einem großen Teil durch den Klimawandel verursacht wurde. Die globale Situation wird in den kommenden Jahren und Jahrzehnten allmählich schlimmer, d.h. die Anzahl von Menschen, die indirekt durch die Klimaleugner der Vergangenheit getötet werden, wird allmählich steigern.

Heute scheinen diese Dinge offensichtlich. Doch die Thematik wird noch immer vermieden, obwohl es sich offenbar um das wichtigste Thema aller Zeiten handelt. Milliarden von Menschenleben stehen auf das Spiel.

Indes muss man leider noch immer erklären, dass es wirklich einen Klimawandel gibt, der von Menschen verursacht wird. Die Erkenntnis, dass durch Menschen erzeugte 
CO2 und andere Treibhausgase die Durchschnittstemperatur der Erdatmosphäre allmählich erhöhen - auch wenn es von Jahr zu Jahr aus anderen Gründen erhebliche Schwangungen im Temperaturverlauf gibt - gehört seit einem halben Jahrhundert zum wissenschaftlichen Konsens. Aus physikalischer Sicht ist diese Grundidee offensichtlich und trivial. Trotzdem wird sie noch immer von Klimaleugnern in Frage gestellt. Der Grund ist offenbar, dass die Klimaleugner meist direkt oder indirekt ein finanzielles Interesse an der Fossilbrennstoffindustrie haben. Um die langfristigen Gewinne dieser Industrie zu schützen, stellen sie verschiedene Aspekt der Klimaforschung in Frage. Sie leugnen nicht nur, dass die Emissionen von CO2 und anderen Treibhausgasen, die seit der Industrialisierung durch menschliche Aktivitäten entstanden sind, zu einer allmählichen Erhöhung der Durchschnittstemperatur der Erdatmosphäre führen. Sie stellen auch in Frage, dass diese Temperaturerhöhung weitreichende, unumkehrbare Folgen für Mensch und Natur haben wird. Andere wiederum leugnen die Selbstverantwortung der Menschheit für diese Entwicklung. Halb- und Unwahrheiten zum Thema Klimawandel werden ausgebreitet mit dem Ziel, die Öffentlichkeit zu verwirren. Die Menschen sollen glauben, dass die klaren Grundlagen der Klimawissenschaft unklar sind. Das Leugnen des Klimawandels wurde in den letzten Jahrzehnten zu einer internationalen Bewegung, die großzügig durch die Fossilbrennstoffindustrie gefördert wurde. So kann man erklären, warum die jährlichen UN-Klimakonferenzen jahrelang fast erfolglos verliefen. Klimaleugner nennen sich gern "Klimaskeptiker", als wären sie qualifizierte, unbefangene KlimaforscherInnen, die bestimmte Forschungsergebnisse infrage stellen. Doch in der Tat sind sie selten qualifiziert und noch seltener unbefangen. 

Die Klimaleugner der Welt sahen in meinem Text aus dem Jahr 2012 eine vielversprechende Möglichkeit, durch Cybermobbing den Ruf eines freimütigen Gegners
zu schädigen. In dieser Kunst hatten viele schon Erfahrung (OreskesNorgaardEmanuelMcKibben) und es gehörte schon seit vielen Jahren zu ihren Haupttätigkeiten, die KlimawissenschaftlerInnen anzugreifen, die den Mut haben, die Öffentlichkeit über die Implikationen ihrer Forschung zu informieren. Die umgekehrte Idee, dass einzelne Klimaleugner selbst gemobbt werden, ist ein Beispiel von Täter-Opfer-Umkehr. Ich selbst habe niemanden persönlich angegriffen. Ich habe ein Argument präsentiert mit dem Ziel, die Grundrechte von einer Milliarde Menschen zu verteidigen.

In diesem turbulenten Kontext wurde ich mit dem Vorwurf konfrontiert, ich habe die Todesstrafe für bestimmte Menschen 
gefordert. Dabei bin ich seit Jahrzehnten ein aktiver Gegner der Todesstrafe und ich habe die Gründe dafür unmissverständlich im umstrittenen Text dargelegt:

I have always been opposed to the death penalty in all cases, and I have always supported the clear and consistent stand of Amnesty International on this issue. The death penalty is barbaric, racist, expensive, and is often applied by mistake. Apparently, it does not even act as a deterrent to would-be murderers. Hopefully, the USA and China will come to their senses soon. Even mass murderers should not be executed, in my opinion. Consider the politically motivated murder of 77 people in Norway in 2011. Of course the murderer does not deserve to live, and there is not the slightest doubt that he is guilty. But if the Norwegian government killed him, that would just increase the number of dead to 78. It would not bring the dead back to life. In fact, it would not achieve anything positive at all. I respect the families and friends of the victims if they feel differently about that. I am simply presenting what seems to me to be a logical argument.

Ich habe hier und später noch einmal klargestellt, dass die Schrift nicht politischer oder rechtlicher Art war, sondern philosophischer. Im Vordergrund stand ein Argument:

Please note that I am not directly suggesting that the threat of execution be carried out. I am simply presenting a logical argument. I am neither a politician nor a lawyer. I am just thinking aloud about an important problem.

Die Frage, die ich im Titel meines Beitrages gestellt habe, war interdisziplinär. Zu den relevanten Fächern gehören Physik (die Naturwissenschaft des Klimawandels), Philosophie (Ethik, eine Geisteswissenschaft) und Recht (eine eher praxisbezogene Wissenschaft, genauer: Strafrecht und Menschenrechte). In meiner Forschung und Lehre im Fach Systematische Musikwissenschaft arbeite ich interdisziplinär zwischen mehreren Fächern, darunter Musikwissenschaft, Psychologie, Kognition, Soziologie, Akustik, Psychophysik, Physiologie, Neurowissenschaft, Medizin, Informatik, Mathematik, Philosophie, Geschichte, Anthropologie, Religionswissenschaft und Pädagogik.

Es ist in der Wissenschaft und vor allem in der Philosophie und in interdisziplinären Fächern normal, Prinzipien oder Argumente miteinander zu vergleichen, die zu verschiedenen Schlussfolgerungen führen (link). Diese werden dann analysiert und evaluiert, um zu plausiblen Schlussfolgerungen zu gelangen. Schließlich denkt man über die Implikationen der Schlussfolgerungen nach. Im kontroversen Text habe ich zwei Argumente miteinander verglichen. Das eine führte logisch zum Schluss, dass die Todesstrafe nie berechtigt ist. Das andere führte über eine andere Logik zum Schluss, dass eine Person die Todesstrafe verdienen könnte, sollte man beweisen können, dass ihre Handlungen sehr viele (Millionen) Todesfälle verursachen. Es ging in dem Beitrag um die Spannung zwischen diesen zwei
von menschenrechtlichen Prinzipien abgeleiteten Positionen.

Der politisch motivierte Vorwurf einer 
Todesstrafe-Forderung lenkte zweckdienlich vom unvergleichbar schlimmeren Vorwurf ab, ein einflussreicher Klimaleugner könne durch seine freien Meinungsäußerungen den Tod von Millionen von zukünftigen Menschen indirekt verursachen, indem er Fortschritt in Richtung Lösung der Klimakrise systematisch verhindert. Im Rahmen der öffentlichen Diskussion wurde diese Problematik weitgehend ignoriert und sie wird Jahre später noch immer ignoriert, als wären Millionen von Menschenleben unwichtig.

Auch manche Qualitätsmedien haben
meinen Text als Todesstrafe-Forderung bezeichnet. Eine mögliche Erklärung: In politischen Medienberichten kommen Forderungen häufig vor. Eine Story wird besonders interessant, wenn eine Forderung leidenschaftlich aufgestellt wird. Die Medien müssen in Konkurrenz miteinander überleben, daher müssen JournalistInnen schnell und spannend schreiben; Übertreibungen und Sensationen fördern die Verkaufszahlen. JournalistInnen haben oft kaum Zeit, ihre Quellen sorgfältig durchzulesen und sie interessieren sich auch nicht für unspektakuläre Nebensätze wie z.B. „I am not directly suggesting that the threat of execution be carried out“.

Meine Frage, und warum ich sie gestellt habe


Der Titel meines Beitrages
endete nicht mit einem Ausrufezeichen, sondern mit einem Fragezeichen. Das war kein Tippfehler. Ich habe diese ungeheuerliche Frage gestellt, weil viele Menschen in vielen Ländern (darunter in den USA) der Meinung sind, dass die Todesstrafe für die schlimmsten Verbrechen nötig und berechtigt ist. Ich bitte diese Menschen, noch einmal darüber nachdenken, was diese schlimmsten Verbrecheneigentlich sind und unter welchen Umständen die Befürworter der Todesstrafe selbst zu Todesstrafekandidaten werden könnten. Das Problem wird nicht durch eine hysterische Reaktion oder durch Mobbing gelöst, sondern erstens durch die totale Abschaffung der Todesstrafe und zweitens durch rechtliche Schritte gegen diejenigen einflussreiche Klimaleugner, die durch wiederholte Behinderung der globalen Energiewende vermutlich viele Millionen von zukünftigen Todesfällen verursacht haben.

Was ich eigentlich 
gefordert habe

Wenn ich in meinem Text etwas 
gefordert habe, stand diese Forderung indirekt (d.h. nicht als Forderung formuliert) in der Einleitung. Ich fordere Gerechtigkeit für eine Milliarde Menschen, die in Armut leben. Ein großer Anteil dieser Menschen wird aufgrund von Hunger und vermeidbaren bzw. heilbaren Krankheiten vorzeitig sterben. In einer reichen Welt, die ständig reicher wird, sterben jeden Tag auf diese Weise 20 000 Menschen, meist Kinder - eine zutiefst erschreckende Zahl, die in den kommenden Jahrzehnten durch den Klimawandel noch weiter in die Höhe getrieben wird. Nahrungsunsicherheit, Frischwasserknappheit und Krankheitsverbreitung werden verschärft durch Hitzewellen, Extremstürme, Überflutungen, Entgletscherung, Wüstenbildung, häufigere Wandbrände, Biodiversitätsverlust (Artensterben), Meeresversauerung, Meeresspiegelerhöhung, Ressourcenkriege und Massenmigration sowie durch unvorhersehbare Interaktionen zwischen diesen Entwicklungen (link link link link link). Gleichzeitig werden die Bevölkerungszahl größer und die Nahrungs- und Wasservorräte kleiner. Armut ist für viele Menschen jetzt schon ein Todesurteil; die Wahrscheinlichkeit einer Vollstreckung (d.h. eines Todes durch Hunger, vermeidbare/heilbare Krankheit oder Gewalt) erhöht sich mit dem Klimawandel.

Nach der besten und neuesten Klimawissenschaft (link) könnte der Klimawandel im späten 21. bzw. frühen 22. Jahrhundert 
zur größten Katastrophe werden, die die Menschheit je erlebt hat - vergleichbar mit zwei Weltkriegen oder einem Atomkrieg (link link) mit Hunderten Millionen Flüchtlingen (link). Darüber hinaus werden die Änderungen des Klimas praktisch unumkehrbar und zeitlich unbegrenzt sein (link). Der Einwand, ein solches Weltuntergangszenario sei lächerlich oder übertrieben, ist inhaltlos. Vielmehr wäre extreme Vorsicht nötig, denn das Problem ist sicherlich um Einiges größer, als wir von Natur aus geneigt sind, zuzugegeben. Das alltägliche Leugnen des Problems vermittelt ein falsches, gefährliches Gefühl der Sicherheit. Aus der Sicht der mathematischen Risikoeinschätzung gilt: eine Situation, in der eine Milliarde Menschen mit einer Wahrscheinlichkeit von 10% sterben, ist äquivalent zu einer Situation, in der Hundert Millionen mit einer Wahrscheinlichkeit von 100% sterben (mathematisch gilt diese Gleichung nur, wenn die Zahlen nur Schätzwerte bzw. Größenordnungen sind). Nach dem Vorsorgeprinzip müsste man ein solches Problem dringend lösen, auch wenn das Risiko eines Weltuntergangszenarios nur gering wäre (z.B. 1%).

Obwohl
diese beispiellose Entwicklung jetzt schon kaum mehr aufzuhalten ist (denn so viel CO2 kann man schwer wieder aus der Luft kriegen, und die Wirkung des zusätzlichen CO2 auf das Weltklima ist langsam und nachhaltig), könnte man das Problem in den nächsten Jahren (nicht Jahrzehnten!) durch entschlossenes Handeln wesentlich entschärfen. Die 2010er Jahren werden als Gelegenheitsfenster betrachtet, d.h. als die letzte Chance, das Schlimmste zu verhindern. Es handelt sich vermutlich um die größte Herausforderung der Geschichte. Indes ignorieren die meisten Menschen den Klimawandel völlig. Auch wenn sie die Hauptergebnisse der Wissenschaft akzeptieren, verhalten sie sich so, als wäre der Klimawandel ein Hoax. Sie ändern weder ihr Alltagsverhalten noch ihr politisches Wahlverhalten. Angesichts des enormen Unterschieds zwischen naturwissenschaftlich belegter Realität und subjektiver Wahrnehmung ist in dieser Situation höchste Alarmstufe geboten, denn es geht um nichts weniger als Leben und Tod für eine Milliarde Menschen. Man kann plausibel argumentieren, dass jede zumutbare Möglichkeit, die Menschen aufzurütteln, berechtigt ist, wenn es ihnen hilft, endlich die Dringlichkeit der Situation wahrzunehmen und dementsprechend zu handeln.

Vor diesem außergewöhnlichen Hintergrund habe ich
im Jahr 2012 entschieden, im genannten Text die Todesstrafe zu thematisieren. Gefordert habe ich dabei nichts, außer dass der Klimawandel und seine menschenrechtlichen Folgen endlich die ernsthafte Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen. Zur langen Liste der Handlungsmöglichkeiten gehören Folgende: Im globalen Dorf gehört das Thema in allen nationalen Wahlkämpfen ausführlich und parteiübergreifend diskutiert. Die Energiewende muss viel schneller erfolgen, egal was sie kostet, denn sie wird nur noch teurer, je länger man sie hinausschiebt (link). Außerdem muss Armut in Entwicklungsländern dringend bekämpft werden, u.a. um den Menschen eine Chance zu geben, sich gegen den durch die reichen Länder verursachten Klimawandel und ihre vielfaltigen negativen Folgen zu schützen. Steueroasen und die Ausbeutung natürlicher Ressourcen von Entwicklungsländern durch multinationale Konzerne müssen dringend beendet und die Sustainable Development Goals und ähnliche Bestrebungen endlich richtig finanziert werden, z.B. durch Umwelt- und Transaktionssteuern sowie eine weltweit harmonisierte Vermögenssteuer. Diese Ziele könnten z.B. durch Zusammenarbeit von G20 und IMF erreicht werden, wenn der politische Wille vorhanden wäre.

Was ich nicht gefordert habe

Um nicht missverstanden zu werden, habe ich zu Beginn meiner damaligen Diskussion über die Todesstrafe ausführlich erklärt, warum ich die Todesstrafe grundsätzlich ablehne.
Eine Person, die die Todesstrafe bedingungslos ablehnt und jahrzehntelang gegen die Todesstrafe agiert, fordert nicht plötzlich die Todesstrafe für bestimmte Menschen. Da stimmt was nicht.

Die englische Übersetzung von fordern ist demandcall for, or require. Diese drei Begriffe sucht man in meinem Text vergeblich. Dagegen findet man 7mal den Suchbegriff propos-, z.B.: I propose that we limit the death penalty to people whose actions will with a high probability cause millions of future deaths (Ich stelle zur Diskussion, dass wir die Todesstrafe auf Menschen einschränken, deren Handlungen mit hoher Wahrscheinlichkeit Millionen von zukünftigen Todesfällen verursachen werden). Eine solche internationale Vereinbarung würde alle Sträflinge retten, die derzeit in China, Iran, den USA usw. in der Todeszelle warten. Das war die Hauptidee des Textes. Meines Wissens kam die Hauptidee meines Textes in der öffentlichen Diskussion gar nicht vor.

Später kam die Formulierung, the principle I have proposed... (=die Hauptidee). Ein proposal oder eine proposition ist in der Philosophie ein vorsichtiger oder vorläufiger Vorschlag, oder eine Anregung in Verbindung mit einer höflichen Einladung zu einer fairen Diskussion unter quasi-Gleichwertigen. Das Wort leitet sich vom Französischen ab. Ein französischer Koch, der eine neue Nachspeise propose, fordert nicht, dass der Kunde sie isst. Eine Studentin, die ein research proposal schreibt, fordert nicht, dass die Universität den Inhalt umsetzt. Ein marriage proposal ist ein Heiratsantrag und keine Heiratsforderung. Brush up your English!

Mein proposal bezüglich der Todesstrafe war bedingt. Was die offenbar tödlichen Folgen des kirchlichen Kondomverbots betrifft (link link link link link link), zitierten manche KommentatorInnen folgende Formulierung aus meinem Text als Beweis dafür, dass ich die Todesstrafe gefordert habe: the Pope and perhaps some of his closest advisers should be sentenced to death. Das wurde aus dem Kontext gerissen. Der gesamte Satz heißt: We are talking about millions of deaths, so according to the principle I have proposed, the Pope and perhaps some of his closest advisers should be sentenced to death. Dieser Satz hat die Form einer bedingten Aussage (Wenn A, dann B) und nicht einer Forderung. Die Idee einer Todesstrafe für den Papst ist freilich absurd; hoffentlich sind viele Todesstrafe-BefürworterInnen über dieses Beispiel auf die Idee gekommen, das die Todesstrafe generell lächerlich ist, u.a. deswegen, weil die schlimmsten Verbrechen der Welt rechtlich ignoriert werden.

Im Übrigen bin ich ein großer Fan von Papst Franziskus, auch wenn er sich noch beharrlich an das Kondomverbot hält. Wie kein anderer hat er die ursprüngliche christliche Botschaft (Liebe als politisches Prinzip) in der modernen Welt umgesetzt. Hoffentlich versteht er bald, dass Fragen über Leben und Tod wichtiger sind, als Fragen über Sexualität. Im Übrigen redete Jesus viel über Leben und Tod und wenig bis fast gar nicht über Sex (link); der Rest wurde (mit Paulus beginnend) von der Kirche erfunden. Ausführlich und aufschlussreich sprach Jesus über Scheinheiligkeit; was er zur heutigen Einstellung seiner Kirche zum Thema Empfängnisverhütung gesagt hätte, kann gern diskutiert werden.

Mit dem genannten Satz 
We are talking about millions of deaths, so... habe ich nichts gefordert, sondern ich habe anhand eines Beispiels gezeigt, welche Implikationen die Hauptidee des Textes hätte, sollte sie konsequent angewandt werden. Diese Implikationen sind ernst zu nehmen, wenn man wirklich Menschenrechte verteidigen will und wirklich ein faires, sinnvolles Strafrecht anstrebt. Wenn meine KritikerInnen diese Dinge wirklich gewollt hätten, hätten sie sich anders verhalten; sie hätten den eigentlichen Inhalt meines Beitrages diskutiert und sich nicht durch einen Diskurs über Forderungen ablenken lassen.

Ob oder wie die Kirche für ihr mutmaßliches Verbrechen gegen die Menschheit bestraft werden soll, sei hingestellt, denn - wie ich im umstrittenen Text bemerkt habe -
they don't intend to kill anyone. The Catholic church is merely of the opinion that contraception is generally a bad thing. Drei Jahre später schweigt die Kirche (und mit ihr die Politik und die Öffentlichkeit) noch immer zum Thema Kondomverbot und ihre offenbar tödlichen Folgen, als hätten die Millionen von Opfern (darunter unzählige Frauen, die durch Armut in die Prostitution gezwungen werden) keine Rechte oder als würden diese Menschen gar nicht existieren. Ich fordere hiermit die Katholische Kirche auf, ihr Kondomverbot sofort und bedingungslos zu beenden.

Nachwort

Es handelte sich 
nicht um eine Forderung, sondern um ein Argument. Manchmal frage ich mich, ob die Klimaleugner der Welt diesen Unterschied verstehen.

Manche LeserInnen werden nach Lektüre dieser Erklärungen nur noch den Kopf schütteln und sich machtlos fühlen. Das ist eine verständliche Reaktion. Das Problem ist riesig. Meine übliche Reaktion ist eine Art Dauerempörung. Die größte Empörung empfinde ich, wenn ich denke, dass in der Zukunft Millionen von Menschen sterben werden, weil in den letzten Jahrzehnten das Leugnen des Klimawandels im Namen der Meinungsfreiheit toleriert wurde, statt im Interesse zukünftiger Generationen, der Entwicklungsländer und unserer eigenen Kinder rechtlich gegen die Klimaleugner vorzugehen.

Selbst wenn jemand die Todesstrafe extra für diesen extremen Fall fordern würde, dürfte man nicht überreagieren. Wir MenschenrechtsaktivistInnen dürfen nicht in die Falle tappen, das Leben von einer Million Menschen für weniger wichtig zu halten, als das Leben eines einzigen Menschen, der ihr Tod verursacht hat - vor allem nicht, wenn diese Million Menschen vermutlich schwarzhäutig und der eine dafür Verantwortliche vermutlich weißhäutig ist, was eine extreme Version eines aus der Geschichte bekannten rassistischen Klischees darstellt. Die Sache ist also nicht so einfach und wir müssen differenziert denken. Dass die Hauptverantwortlichen für den Holocaust legal umgebracht wurden, stört offenbar kaum jemand, weil der Kontext dieser fürchterlichen Ereignisse noch viel, viel schlimmer war.

Außerdem sind wir GegnerInnen der Todesstrafe weder Extremisten noch Fundamentalisten. Wir sind nicht das Spiegelbild von denjenigen
, die die Todesstrafe fördern oder wiedereinführen wollen. Wir vermeiden es, Menschen durch eine scharfe Trennlinie in Gute und Böse zu teilen (etwa: die Guten sind meiner Meinung, die Bösen nicht). Vielmehr geht es um Konfliktlösung oder Konsensfindung. Als PazifistInnen haben wir in manchen Situationen die Argumente unserer GegnerInnen ernstzunehmen, auch wenn sie zutiefst unmoralisch oder verrückt zu sein scheinen. Wir versuchen die Denkweise des Feindes zu verstehen. Wir denken auch praktisch und utilitaristisch: das Beste, wofür wir in den nächsten Jahrzehnten hoffen können, ist eine nachhaltige Abnahme in der jährlichen globalen Zahl der vollstreckten Todesstrafen. Noch heute sterben die meisten Opfer der Todesstrafe ohne jegliche Hilfe von außen, weil die Ressourcen von Amnesty, der UNO und anderen relevanten Organisationen begrenzt sind. Wir sind mit dieser harten Realität konfrontiert. Außerdem wird Amnesty kaum versuchen, das Leben eines Menschen zu retten, der nachweislich eine Million Todesfälle verursacht hat, während Hunderte von Sträflingen in verschiedenen Ländern aufgrund von deutlich kleineren Verbrechen in der Todeszelle warten.

Es wäre scheinheilig, als Europäer/in eine Diskussion über die Vor- und Nachteile der Todesstrafe bei Verbrechen gegen die Menschheit abzulehnen - und somit auch eine moralisch-rechtliche Einschätzung der Ernsthaftigkeit solcher Verbrechen. Selbstverständlich ist die Todesstrafe immer sinnlos. Selbstverständlich stellte das Ende der Todesstrafe in Europa einen zentral wichtigen historischen Fortschritt dar. Doch in anderen Fragen rund um das Thema Gewalt und Menschenrechte trägt die EU alles andere als ein weißes Hemd.

Europäische Länder verkaufen Unmengen an Waffen und Rüstungen an andere Länder und diese Waffen ermöglichen Kriege mit Hunderttausenden Toten (etwa in Syrien und Irak).
Europäische Firmen schlagen aus diesen Konflikten profit! Außerdem sind EuropäerInnen für die Armut und die damit verbundene Todesrate in Entwicklungsländern mitverantwortlich, weil sie nicht eindeutig oder nicht konsequent genug gegen Steueroasen und unfairen Handel vorgehen, weil sie die Entwicklungszusammenarbeit unzureichend finanzieren, weil sie kriminelle Regierungen dulden und sogar unterstützen, weil sie die aggressive Außenpolitik der USA nicht ablehnen, usw. Dazu kommt der Klimawandel. Alle diese Dinge verursachen unvergleichbar mehr Todesfälle und Leid als die Todesstrafe. 

Eines Tages wird auf meiner deutschsprachigen Wikipedia-Seite das irreführende Wort 
Forderung korrigiert. Ich bitte die verantwortlichen WikipedianerInnen, ihre eigenen Richtlinien zu lesen. Im Übrigen habe ich nichts gegen Wikipedia. Ganz im Gegenteil: ich halte Wikipedia für eine wissenschaftliche Revolution historischen Ausmaßes, vergleichbar mit der Aufklärung, der scientific revolution und der Erfindung des Buchdrucks. Vor allem in der interdisziplinären Forschung und Lehre ist Wikipedia neben Google Scholar unerlässlich geworden.

Noch wichtiger wäre es, meinen damaligen Text in seiner Gesamtheit zu lesen (nachdem ich ihn nicht löschen konnte) und darüber nachzudenken. Täte man das, würde man verstehen, dass es beim Klimawandel um Leben oder Tod für eine Milliarde Menschen geht. Man würde verstehen, dass für Hunderte Millionen unschuldige Menschen der Klimawandel wahrscheinlich zu einem Todesurteil wird.
Man würde verstehen, dass ein effektives Todesurteil für eine Million Menschen unvergleichbar tragischer und schändlicher ist, als ein Todesurteil für einen einzigen Menschen. Man würde verstehen, dass wir in den reichen Ländern jetzt aktiv und bewusst dabei sind, diese zukünftigen Todesfälle und darüber hinaus - mit geringer aber signifikanter Wahrscheinlichkeit - einen zukünftigen globalen Kataklysmus zu verursachen. Man würde viel schneller und mit viel mehr Handlungsdruck zu erneuerbaren Energien übergehen.

Wäre die Vereinbarung von Paris 2015 schon 1997 in Kyoto abgeschlossen worden, wären wir heute viel weiter. Offensichtlich nötige Strategien wie z.B. eine global harmonisierte Kohlenstoffsteuer wären längst Realität und überall akzeptiert. Die offizielle politische Antwort auf das Leugnen des Klimawandels und ähnliche Hinhaltetaktik wäre Nulltoleranz. Man würde
Menschenrechte statt Wirtschaft in den Vordergrund stellen. Man würde nicht in erster Linie über Geld, sondern über Leben, Tod und die Grundrechte unserer Kinder reden. Wir würden endlich beginnen, das eigentliche Problem wahrzunehmen.

Die Kunst des böswilligen Missverstehens

Am 27.4.2017 erschien auf der ersten Seite der Tageszeitung Der Standard folgenden Text von Hans Rauscher:

VbB in der Zuspitzungsfalle

Kurt Tocholsky war ein genialer deutscher Satiriker und Publizist der 20er- und 30er-Jahre des vorigen Jahrhunderts. Er hat uns Schreibern eine wichtige Maxime mitgegeben, die wir allerdings immer und immer wieder missachten. Tucholsky sagte sinngemäß: Ironie - in Deutschland immer in Kursivschrift setzen!

Soll heißen: In einer Nation von habituellen Ernstnehmern darf man nicht das Risiko eingehen, durch die Verwendung von frivolen Anspielungen, paradoxen Pointen, witzigen Hyperbeln missverstanden zu werden.

Analog gilt das auch für Österreich, mit dem Zusatz, dass man hierzulande zusätzlich die Kunst des böswilligen Missverstehens entwickelt hat.

Und so musste es kommen, dass Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit einer ironisch klingenden Zuspitzung zum Thema Islam/Kopftuch voll in die Falle lief. Er sagte bei einer Diskussion: "Wenn das so weitergeht (...) bei dieser tatsächlich um sich greifenden Islamophobie, wird noch der Tag kommen, wo wir alle Frauen bitten müssen, ein Kopftuch zu tragen, alle, als Solidarität gegenüber jenen, die es aus religiösen Gründen tun."

Mehr hat er, in den sozialen Medien, nicht gebraucht. Dort, unter den Gerechten aller Richtungen, ist die Kunstfertigkeit des böswilligen Missverstehens besonders ausgeprägt. VdB musste umständlich erklären, dass da ja anders gemeint... Genug. Es wird im eine Lehre sein.

Auszüge aus E-Mails

Folgende Absätze wurden mit Genehmigung der AutorInnen wörtlich aus deutschsprachigen E-Mails kopiert, die ich im Dezember 2012 und Januar 2013 bekommen habe. Jede/r hat eigene Meinungen, die ich selbstverständlich nicht immer teile.

Ich möchte ihnen zum Jahresende meine Hochachtung für ihren Mut und Zivilcourage sowie erfrischende Deutlichkeit ihrer Aussage über die himmelschreienden Zustände aussprechen. Manchmal muss man vielleicht krass überhöhen um gehört zu werden. Ich bin zwar auch nicht für die Todesstrafe, aber Leute sollten für ihre Handlungen die Folgen spüren und die Wahrheit muss sagbar bleiben. Alles Gute für die die Zukunft.

Aus den Medien habe ich vomSkandal Ihrer Aussage zum Thema Verhütung und Kirche erfahren. Ich möchte Ihnen für Ihre Offenheit, Ehrlichkeit und Ihren Mut 1000fach danken! Sie haben ein Problem so treffend ins Bewusstsein gerückt, dass es sogar die Dümmsten verstehen. Die Distanzierungen müssen natürlich sein. Sie sind ein Ausdruck der ubiquitär vorhandener Rückgratlosigkeit, mit der täglich begegnet. Ihre Aussage ist für mich das Highlight des Jahres 2012!

Ich möchte Ihnen spontan zu Ihrer Zivil-Courage gratulieren. Es ist beruhigend zu wissen, dass es noch Menschen gibt wie Sie, die nicht vor den verlogenen Pfaffen buckeln und die sich trauen, die traurige Wahrheit auszusprechen. Dem Papst sind die Dogmen der längst obsoleten Einrichtung katholische Kirche offenbar wichtiger als das Leben der Menschen, die sich täglich zu hunderten mit Aids anstecken. Vielen Dank für Ihren Mut! Mit aufrichtiger Bewunderung,

Ich habe Ihre Aussagen anders verstanden: Als Übertreibungskunst im Sinne Thomas Bernhards, die aber doch auf etwas hinweist, das wichtig ist: Die wahren Verbrechen werden nicht von Taschendieben und aggressiven Bettlern begangen (so sehr ich auch beide Dinge ablehne), sondern von angesehenen Bürgerinnen und Bürgern, die in Spitzenpositionen tätig sind (PolitikerInnen, ReligionsführerInnen, WissenschaftlerInnen). Der katholische Priester und Soziologe Paul Hanly Furfey, ein sozial- und friedensengagierter Professor an der Catholic University of America in Washington, DC., hat das einmal wie folgt ausgedrückt:
The sporadic crimes that soil the front pages, the daily robberies, assaults, rapes and murders, are the work of individuals and small gangs. But the great evils, the persecutions, the unjust wars of conquest, the mass slaughters of the innocent, the exploitation of whole social classes — these crimes are committed by the organized community under the leadership of respectable citizens.
Ich glaube, dass die Todesstrafe sowohl im Falle des Papstes als auch im Falle der Klima-Leugner inhuman, unmoralisch und kontraproduktiv wäre. Ich habe aber Ihre Aussage nicht so sehr als ein Plädoyer für ein sofortiges Killen des Papstes und der Klima-Leugner begriffen, sondern als zugespitzten Denkanstoß im Sinne des Zitats von Paul Hanly Furfey.

Ich habe selber in Südafrika gearbeitet und die Auswirkungen der päpstlichen Aussagen auf die Bevölkerung miterlebt. Menschen die mit dem geistigen Virus der katholischen Lehre infiziert worden sind verwenden keine Kondome. Hilfsorganisationen und Ärzte betreiben dort nicht nur einen Kampf gegen AIDS sondern vor allem gegen religiöse Lehren was meist völlig sinnlos ist. Das verbieten von Kondomen hat in Europa Dank Informationsüberfluß und Aufklärung nur wenig Konsequenz und wird von der Bevölkerung meist belächelt. Deswegen scheint es hier auch allen egal zu sein was der Papst von sich gibt. Jedoch in weniger entwickelnden Ländern führen diese Aussagen zum Tod von Millionen von Menschen. Hingegen würde eine Meinungsänderung weltweit enorme positive Auswirkungen haben. Dies ist eine Form von verbaler Massenvernichtung geziehlt gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen (3.Welt) gerichtet. Der Papst betreibt dadurch selektiv Völkermord. Bewußt oder unbewusst sei dahingestellt und spielt für die Infizierten keine Rolle. Für Völkermord sind schon andere zum Tode verurteilt worden. Man sollten den Papst und seine Schergen eigentlich vor den internationalen Gerichtshof stellen. Gut das dies endlich jemand öffentlich verbalisiert hat, wenn auch etwas provokativ. Doch nur wenn man schreit weckt man Tote auf! Schade, daß sie sich entschuldigen mussten. Eigentlich sollte sich die Universität dahinter stellen und solche Aktionen zusätzlich mit Zahlen und Fakten stützen. Doch leider küsst in Österreich die Wissenschaft der Kirche noch immer den Allerwertesten. Nur nicht auffallen lautet die Devise.

Vielen Dank dafür, dass Sie das laut und öffentlich ausgesprochen habe, was ich bisher nur laut aber nicht öffentlich gedacht habe: Selbstverständlich ist Herr Ratzinger (allerdings auch seine Vorgänger) Schuld an dem Tod von Millionen, die entweder ungewünscht geboren wurden und verhungerten, oder an Aids gestorben sind. Ich bin zwar nicht für die Todesstrafe, doch wenn man ihn nach der Bibel richten wollte, müsste sie eigentlich angewandt werden, so Aug' um Auge, Zahn um Zahn.

Mögen Ihre Thesen auch bei der breiten, den vorgegebenen Meinungen heischenden Öffentlichkeit auf Unmut gestoßen sein, so sind sie zwarextrem aber von Logik und Sinn getragen- und konsistent.  Sehen wir es simpel juristisch-argumentativ: Gegeben sei, dass AIDS eine tödlich verlaufende, durch interhumane Körperkontakte transfundierbare Krankheit ist. Gegeben sei ebenfalls, dass die Ausübung eines tödlichen Einflusses des einen auf den anderen Menschen in den Rechtssystemen dieser Welt strafbar sei. Und sei darüber hinaus gegeben, dass die Ansteckung mit Aids durch die Verwendung von Kondomen verhindert oder zumindest eingedämmt werden kann. Somit wäre, strafrechtlich unstrittig, der Aufruf zum Verzicht auf Kondome jurisdiktionär Anstiftung zu einer Tötungshandlung- Totschlag bzw. Mord, jedoch sicherlich schwere Körperverletzung mit Todesfolge. Wo ist also das logische Problem? Nur weil der Protagonist eines globalumspannenden Macht- und Deprivationsapparates diese Aufforderung aussprach? Wer Wahrheit ausspricht, wird Meinungssturm ernten. Ich würde mich freuen und erlaube dies zum Ausdruck zu bringen, wenn Sie, sehr geehrter Herr Professor Parncutt, diesem Sturm der logischen Ignoranz offenen Auges entgegensehen und Ihm – weiterhin- die Stirn bieten würden.

Mit Begeisterung u. Zustimmung, hörte ich von Ihren Äußerungen - im Radio! Ich gratuliere für Ihren Mut!!!!!

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